HISTORISCHE VERANTWORTUNG

Die Geschichte des deutschen Judentums wird oft auf die Zeit der Verfolgung während des Nationalsozialismus reduziert – dabei existieren jüdische Gemeinden bereits seit dem 4. Jahrhundert auf dem Gebiet der deutschen Staaten. Die Geschichte der Juden in Deutschland ist eine der unmenschlichsten Gewalt und gleichzeitig eine, ohne die die deutsche Kultur kaum vorstellbar ist. Albert Einstein, Karl Marx, Heinrich Heine, Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Liebermann sind nur einige Namen, die das jüdische Leben in Deutschland hervorgebracht hat.

Juden lebten in Wiesdorf, das die Keimzelle der heutigen Stadt Leverkusen war, ab ca. 1810. Nach Opladen, das heute ein Stadtteil von Leverkusen ist, kamen erste Juden in den 1820er Jahren. Der jüdische Friedhof in der Robert-Blum-Straße (früher Schlebuscher Straße) wurde 1833 angelegt. 1853 entstand der Synagogenbezirk Opladen. Am 5/6 September 1879 wurde in Opladener Altstadtstraße 22 die Synagoge eingeweiht. Die Synagoge war ein einfaches Backsteingebäude mit einem 170 qm großen Versammlungsraum. 1933 zählte die jüdische Gemeinde in Leverkusen und Opladen 157 Mitglieder. Am 10. November, dem Tag nach der Reichskristallnacht, wurde die Synagoge in Opladen in Brand gesteckt. Die nach dem Brand übrig gebliebenen Teile des Gebäudes wurden eingerissen. Nach der Zerstörung der Synagoge von den Nazis und der Vernichtung der jüdischen Gemeinde hörte das jüdische kulturelle Leben in Leverkusen für mehrere Jahrzenten auf zu existieren. Jüdisches Leben schien nach den Schrecken der Schoah lange Zeit kaum vorstellbar.  Erst 1963 wurde in der Nähe der ehemaligen Synagoge eine Gedenktafel mit der folgenden Inschrift eingeweiht

Hier stand von 1879 bis 1938 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Opladen.

Rassenhaß führte zu ihrer Zerstörung am 10.November 1938.

Den Toten zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung

Stadt Opladen 10.November 1963

1966 wurde die Gedenktafel durch den von Werner Foltin geschaffenen Gedenkstein ergänzt. 1968 hatte die Stadt Leverkusen einen Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof in der Robert-Blum-Straße aufstellen lassen. Der Gedenkstein trägt die folgende Inschrift:

Zum Gedenken an die jüdischen Bürger unserer Stadt, die in der NS-Zeit 1933 – 1945 ihr Leben ließen.

Die meisten Mitglieder der kleinen Nachkriegsgemeinden lebten denn auch bis in die dritte Generation hinein in Deutschland bildlich gesehen auf gepackten Koffern, um jederzeit das „Land der Täter“ verlassen zu können. Erst seit Mitte der 1980er Jahre verstärkte sich die Zuversicht, in Deutschland eine Zukunft aufbauen zu können. Am 9. November 1988 wurde der Platz, wo früher die Synagoge stand und heute der Gedenkstein ist, von der Stadt Leverkusen in „Platz der Synagoge“ umbenannt. Seit 2006 ist der jüdische Friedhof wieder eröffnet. 

Auf die Zeit der Erinnerung folgte die Zeit des Wiederaufbaus. Heute leben in Leverkusen ca. 400 Personen jüdischen Glaubens. Von 1990 bis 2014 zogen aus der Ex-Sowjetunion jüdische Flüchtlinge nach Deutschland und nach Leverkusen. Die Jüdische Gemeinde Leverkusen ist durch Zuzug sehr stark angewachsen. Trotzdem bleibt  jüdisches Leben in Leverkusen wenig präsent. Der Verein Davidstern e.V. bemüht sich erfolgreich um die Entwicklung und Förderung des jüdischen kulturellen Lebens in Leverkusen, aber um jüdisches Leben in unserer Stadt auch in der Zukunft zu festigen, benötigt die Gemeinde ein für ihre Mitgliederzahl ausreichend großes Platzangebot. Das große Ziel ist, in Kooperation mit der Stadt Leverkusen die Synagoge wiederaufzubauen, welche auch die Funktion eines jüdischen Kultur- und Begegnungszentrum einnehmen soll.  

Leider werden antisemitische Äußerungen, die bis vor wenigen Jahren noch undenkbar waren, nun offen geäußert. Eine Bedrohungssituation für jüdische Einrichtungen gehört leider zum Alltag. Gezielte Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens nehmen zu und haben mit dem versuchten Anschlag in Halle einen traurigen Höhepunkt erreicht. Wir wollen ganz klar zum Ausdruck bringen, dass die jüdische Gemeinschaft nicht bereit ist, sich durch Bomben oder Waffengewalt aus diesem Land vertreiben zu lassen. Sie sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil des Lebens in Deutschland. Für die Mehrheit der Jüdinnen und Juden in Leverkusen gilt: Sie wollen hier leben und bleiben! Besonders die Jungen, die bereits in der 3. Generation seit dem Ende der Naziherrschaft hier leben, und die „Zugezogenen“ suchen nach einer neuen jüdischen Identität jenseits der Themen Shoa, Israel und Antisemitismus.

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